Sternstunden am See

Es war ein warmer Sommertag, als der junge Leo den Nachmittag am See verbrachte. Die Sonne schien golden auf das Wasser, das in tausend funkelnden Wellen zurückstrahlte. Leo schwamm, tauchte, lachte und planschte, bis seine Haut ganz schrumpelig war. Danach lag er noch eine Weile auf der alten Holzbank am Ufer, die zwischen zwei Bäumen stand. Die sanfte Brise und das Zwitschern der Vögel wiegten ihn langsam in den Schlaf.

Als er die Augen wieder öffnete, war es ganz still – und dunkel. Der See lag ruhig da wie ein riesiger Spiegel, und über ihm spannte sich ein samtblauer Himmel, übersät mit leuchtenden Sternen. Leo blinzelte verschlafen. Die Luft war kühl geworden, aber angenehm. Da hörte er plötzlich ein leises Rascheln aus dem Gebüsch.

Er setzte sich auf, doch anstatt Angst zu bekommen, wurde ihm ganz warm ums Herz. Ein kleines Tier trat aus dem Schatten: Es sah aus wie eine Mischung aus einem Fuchs und einem Eichhörnchen, mit funkelnden Augen und einem buschigen Schweif, der fast leuchtete.

„Keine Sorge“, sagte das Tier mit sanfter Stimme. „Ich bin Astor. Ich zeige dir den Himmel.“

Leo staunte. „Du kannst sprechen?“

Astor nickte. „Nur bei Nacht, wenn der Himmel klar ist.“

Sie setzten sich nebeneinander auf die Bank, und Astor begann zu erzählen. Er zeigte Leo das große Himmels-W: die Kassiopeia. Dann den Großen Wagen und wie man mit ihm den Polarstern findet. „Dort ist der Norden“, sagte Astor. „Und siehst du da drüben diesen hellen Punkt? Das ist der Jupiter. Und weiter links: Saturn mit seinen Ringen. Wenn du genau hinschaust, flackert da drüben auch Mars – etwas rötlich.“

Leo hörte gebannt zu. Die Nacht war plötzlich gar nicht mehr dunkel, sondern voller Geschichten und Geheimnisse. Immer wieder tauchten neue Tiere aus dem Wald auf – ein Uhu, der leise auf einem Ast landete, ein Dachs, der sich neugierig näherte, und sogar eine kleine Eule, die sich auf Leos Schulter setzte und leise „Uhuuu“ machte.

Astor erzählte von den Sternbildern der alten Mythen: Orion, der Himmelsjäger, Andromeda, die Prinzessin, und den Drachen, der sich durch die Nacht windet. Alles war wahr, jedes Sternbild hatte seinen Platz – und Leo konnte sie am Himmel erkennen.

Sie redeten und schauten in die Sterne, bis der Himmel langsam heller wurde. Die erste Farbe des Morgens schlich sich hinter den Baumwipfeln hervor, und mit ihr kam ein goldener Schimmer auf den See zurück.

Leo gähnte und lächelte. „Danke, Astor. Das war die schönste Nacht meines Lebens.“

Astor nickte und flüsterte: „Wenn du wieder Sterne sehen willst, findest du mich hier.“

Dann verschwand er leise im Gebüsch, und die anderen Tiere folgten ihm.

Leo sah der aufgehenden Sonne entgegen, die langsam die Sterne verblassen ließ. Mit einem Herzen voller Wunder und einem Lächeln im Gesicht machte er sich auf den Heimweg – bereit für neue Abenteuer, aber mit einem Geheimnis, das nur er kannte.

Ende.

Kommentare

2 Antworten zu „Sternstunden am See“

  1. Avatar von Paula
    Paula

    Oh wow, das war eine richtig schöne Geschichte! Ich fand sie total spannend und toll erzählt. Ich bin jetzt schon ganz neugierig, was Leo noch alles erleben wird. Vielleicht geht er ja auf eine Reise, trifft neue Freunde oder findet einen geheimen Schatz! Auf jeden Fall freu ich mich schon riesig auf sein nächstes Abenteuer!

    1. Avatar von joshua.koch

      Liebe Paula,
      vielen lieben Dank! Freut mich total, dass dir die Geschichte gefallen hat. Du kannst auf jeden Fall gespannt sein – Leo hat noch einige aufregende Abenteuer vor sich!

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